Vespa
Geboren: 01.05.2010
Gestorben: 06.01.2022
Rasse: Highland
Charakter: "Übermutter", skeptisch gegenüber Menschen
Abschied von Vespa
Ein Nachruf von Nicole Tschierse
Lebe wild. Sterbe frei
Das neue Jahr 2022 beginnt leider damit, dass wir Abschied von einer unserer Highland Kühe nehmen mussten. Vespa war das Rind der Herde, das gegenüber Menschen am meisten Misstrauen hegte. Mit Recht. Schließlich war geplant, sie mit ihrer kleinen Tochter Toyota bei Fuß, ihrer noch ungeborenen Tochter Mogli im Leib und der ganzen restlichen Herde, dem Schlachter zu übergeben. Das ist nicht passiert. Sie konnte ihre Töchter in Sicherheit und Freiheit aufwachsen sehen. Sie hat jeden attackiert, der sich ihren wertvollen Schätzen nähern wollte. Als Mogli frisch geboren war und noch nicht von Mutti eingenordet, hat die Kleine sich mir vertrauensvoll und neugierig auf noch wackeligen Beinchen genähert. Sie wollte wissen, wer ich so bin, jetzt wo sie auch auf der Welt war .
Ich war eigentlich weit genug entfernt auf der Weide, aber die kleinen Kälber sind ja schon ziemlich schnell. Vespa war so entsetzt, dass sie keine Zeit hatte, meine Exekution zu planen und durchzuführen. Sie hat ihre Kleine geschnappt und sie mit fliegenden Hufen weggebracht aus Menschennähe. Kurze Zeit darauf bekam man von beiden Töchtern maximal noch die Köpfe zu sehen, die vorsichtig hinter Muttis Popo vorspitzten.
Als die beiden größer wurden, sind sie dennoch so gut wie nie von der Seite ihrer Mutter gewichen. Vespa hat in den letzten Wochen einen Gebärmuttervorfall entwickelt. Unabhängig von Geburten, mit denen das häufig im Zusammenhang steht, kann sich das auch durch altersbedingte Bindegewebeschwäche entwickeln. Manchmal geht er von selbst wieder zurück, manchmal kann man ihn mit einem Eingriff beheben. Manchmal kann man nichts mehr machen. Bei Vespa war der Verlauf schnell und massiv. Wir beschlossen, sie gehen zu lassen und das hat sie auch friedlich angenommen. Bei einem Tier wie sie es war, hat es viel Bedeutung, Einverständnis signalisiert zu bekommen. Es war ihre Art zu danken, dass wir sie bis zuletzt in Ruhe gelassen haben und sie ihre Töchter bei uns in Sicherheit weiß. Vespa, du warst eine große, stolze Kriegerin und niemand durfte dir das nehmen
Vespas Geschichte
Vespa war eines von 14 Schottischen Hochlandrindern, die der Verein 2016 übernahm - zu diesem Zeitpunkt war sie tragend und hatte ein wenige Monate altes Kalb, Tochter Toyota, an ihrer Seite.
Im Mai 2017 schenkte Vespa als fünfte tragende Kuh der Herde einem weiteren Kälbchen das Leben: Mogli.
Vespa war die Übermutter in der Gruppe und immer sehr besorgt um die Kleinen, auch um die, die nicht zu ihr gehören. Menschliche Übergriffe auf jüngere Herdenmitglieder duldete sie nicht. Ihre eigenen Töchter versteckt sie immer hinter sich. Auch nach Jahren noch. Zuviele ihrer Kälber wurden ihr scheinbar im Laufe ihres Lebens weggenommen.
Mehr über die Highland-Herde können Sie hier nachlesen.
Fotos: Nicole Tschierse