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(W) Bella

Jedes Mal, wenn wir ein eigentlich unmögliches Problem doch lösen konnten, wurde uns das nächste gestellt. Zu keinem Zeitpunkt wurde uns eine vollständige Liste übergeben, die abgearbeitet werden muss, Informationen kamen nur unvollständig und tröpfchenweise. Zuletzt waren wir bereit, einen professionellen Transporteur zu beauftragen. Diese zeichnen sich übrigens keineswegs durch größere Professionalität aus, was die gute Versorgung der Tiere während des Transportes angeht. Wir waren auf das Versprechen (!) angewiesen, dass unsere Kälber auf Stroh stehen und während der Fahrt mit Wasser und Futter versorgt werden würden.

Geärgert haben wir uns jedenfalls genug im Vorfeld. Aber jetzt bleibt den Dreien wohl ein langer Transport und auf jeden Fall eine Reise in eine ungewisse Zukunft erspart. Der empfangende Lebenshof ist abgesprungen und es haben mich Informationen zum geplanten weiteren Schicksal der Kälber dort erreicht, die vorsichtig gesagt, einige Fragen aufwerfen. Sujeewa, der völlig aufgelöst war über die neuen Erkenntnisse, hat mich gebeten, die Drei zunächst zu behalten und unterstützt sie selbst auch weiterhin nach Kräften. An ihm lag es also nicht. Dennoch benötigen die drei Musketiere jetzt Paten, um bei uns versorgt werden zu können.

Zu den Dreien habe ich übrigens letztens folgende Beobachtungen notiert:
Als wir sie zu uns holten, war Bella ein unansehnliches Kuhkalb. Mager und zerrupft.
Die Schönen wären nicht verkäuflich gewesen.
Bruno und Diesel dagegen, als sogenannte Milchkälber, waren fest und rund, wie der Metzger sie gerne sieht. Die reine Milchfütterung über Monate hält das Fleisch zart und hell, vorausgesetzt, den Kälbern wird außer dem Raufutter auch die Bewegung vorenthalten.
Während Bella bei uns zunahm und hübscher wurde, wurden beide Jungs dünner und waren außerdem ständig krank. Durchfall, Husten, Fieber wegen dem einen oder dem anderen Ekto- und Endoparasiten und nach den Behandlungen alles wieder von vorne. Mir war nicht klar, dass das Immunsystem unter dieser Fütterung so nachhaltig und anhaltend leidet.
Allerdings liegt der Zusammenhang auf der Hand. Im arbeitenden Pansen bilden die Mikroorganismen die vom Rind benötigten Vitamine. Kein Raufutter, keine Mikroorganismen, keine Vitamine. Das Problem wird deshalb nirgendwo beschrieben, weil ja üblicherweise nach spätestens 4 oder 5 Monaten geschlachtet wird.

Im Tierschutzgesetz steht, dass ohne vernünftigen Grund Tieren kein unnötiges Leid verursacht werden darf. Das bezieht sich aber nur auf Dinge, die den Tieren zum großen Teil egal wären, scheint mir manchmal. Alles Erwähnenswerte ist von Geld und Geld abgedeckt und als vernünftig abgesegnet.